Körperliche Erregung, obwohl man gar nicht in Stimmung ist,

und

Total in Stimmung zu sein, aber die Erektion kommt nicht…

…und warum beides normal ist.

Jede(r) hat es wahrscheinlich irgendwann schon mal erlebt – eine genitale Erektion in einer unpassenden Situation. Oder aber – das Ausbleiben einer Erektion in einer lustvollen, sexuellen Situation.

„Nichtübereinstimmung der Erregung“ beschreibt eine Nichtübereinstimmung zwischen der genitalen Reaktion (erigierte Vagina oder Penis) und den Gedanken und Gefühlen, die man in dieser Situation erlebt.

Falls du davon noch nie gehört hast – bist du nicht allein. Der Standard, der in Büchern, Filmen, Pornos oder auch in manchem sexualpädagogischen Material vermittelt wird, lautet:

„Erektion = Erregung“

„Sie ist feucht“ oder „Er ist steif “ wird oftmals als Information darüber aufgefasst, wie sehr einem etwas gefällt. Dies ist nachvollziehbar, da dieser Zusammenhang in Filmen, der eigenen Erfahrung, Aufklärungsbüchern etc. immer wieder auftritt. Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit.

Nachdem du diesen Artikel gelesen hast, wirst du wissen, was ich meine.

Eine Genitalerektion ist eine automatische Körperreaktion und sagt an sich nichts über Mögen (Begehren) oder Wollen (Zustimmung) aus.

„Feucht werden“ oder „Hart werden“ kann durch viele Auslöser aktiviert bzw. gehemmt werden. Man kann z.B. erregt sein, während man das erste Mal im neuen Auto fährt, vor einem Test nervös ist oder sieht, wie sich ein Familienmitglied Lippenstift aufträgt. Auf der anderen Seite kann eine Genitalreaktion in einer hochsexuellen Situation wie nackt im Bett gemeinsam mit der Partnerin/dem Partner zu liegen, auch ausbleiben. Auch das ist normal.

Science

Studien zeigen, dass Frauen Erregungs-Nichtübereinstimmung häufiger erleben als Männer – aber Männer erleben es auch. Wenn man selbst jemand bist, der häufig Übereinstimmung erlebt (also meist dann eine erigierte Vagina/Penis hat, wenn man auch gerade in Stimmung ist), ist es nur normal, wenn das Konzept der Nonkonkordanz neu für einen ist.

Das Wissen darüber hilft jedoch, uns selbst und unsere Partner*innen besser zu verstehen. Nichtübereinstimmung der Erregung ist normal und es kommt immer wieder vor.

Eine Genitalreaktion ist eine automatische körperliche Reaktion. Sie tritt häufig in sexuell lustvollen Situationen auf – und manchmal tut sie es nicht. Manchmal kommt sie in Situationen, die überhaupt nicht sexuell sind oder in sexuellen Situationen, die nicht lustvoll sind. Genitale Erregung enthüllt keine „verborgenen Wünsche“ und weiß auch nicht mehr darüber, was man „wirklich will“, als man selbst. Es ist einen automatische körperliche Reaktion die auf eine Vielzahl von Reizen und in einer Vielzahl von Situationen auftreten kann.

Wie kann man also wissen, ob jemand tatsächlich sexuell erregt ist, will und mag, was passiert?

Indem man genauer auf verbale und nonverbale Reaktionen, die die/der Partner*in zeigt, achtet.

Das bedeutet nicht, dass man die/den Partner*in wie durch eine Lupe beobachten soll , aber es bedeutet aufmerksam zu sein.

Hatte sie/er einen guten Tag? Wie geht es ihr/ihm gerade? Welchen Gesichtsausdruck macht sie/er wenn ich…? Welche nonverbalen Signale sendet die Person aus? Wirkt sie ver- oder entspannt? Macht sie/er zustimmende Geräusche? Was sagt sie/er?

„Gefällt dir das?“, „Sollen wir weitermachen?“, oder „Ist alles gut?“ nachzufragen ist immer eine gute Idee und kann Unklarheiten beseitigen. Manchen Menschen fällt es schwer, klar zu kommunizieren, was sie in der Sexualität möchten oder nicht möchten, auch wenn sie danach gefragt werden. Aufrichtiges Interesse und Verständnis können jedoch dabei helfen, sich sicherer dabei zu fühlen über die eigenen sexuellen Bedürfnisse zu sprechen.

Quellen und weiterführende Empfehlungen:

TED Talk von Dr. Emily Nagoski

„Come as You Are – The Surprising New Science That Will Transform Your Sex Life“ (Nagoski, E.)

 

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